Keine Lotterie: Wie Ihr Schachklub Geld bekommt

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Die Schweiz ein Land wo Milch und Honig fliesst? Nicht wirklich. Schachvereine suchen zusätzliche Einnahmequellen, aber das ist kein einfaches Unterfangen. Wir stellen Ihnen drei Möglichkeiten vor, wie Ihr Schachklub an Unterstützungsgelder kommt.

Wie eine Schachpartie...

So mancher Verein leidet an Mitgliederschwund, andere bestehen hauptsächlich aus Passivmitgliedern. Wer nicht investiert, wird den Kampf gegen konkurrierende Freizeitbeschäftigungen unweigerlich verlieren.

Es ist wie eine Schachpartie, in der man passiv steht. Man wird langsam zusammengeschoben und trotz ehrenvollem Widerstand muss man am Ende resignieren. Remis anbieten oder die Zeit ablaufen lassen, bringt einem auch nicht weiter. Die Probleme von traditionellen Schachvereinen sind vielfältig: grosse Konkurrenz, wenige Helfer und finanzielle Engpässe.

Wie man das letzte Problem angehen kann, versuche ich, Ihnen in diesem Blogbeitrag zu zeigen. Die Suche nach Geldgebern ist hartzig, aber mit der richtigen Strategie steigern Sie Ihre Erfolgschancen deutlich. So führt die Taktik der zwei Briefe: 1. Bettelbrief- und 2. Dankesbrief nur noch selten zum Erfolg.

Wer hingegen weiss was er will, dies clever begründet und sein Anliegen zeitgerecht an die richtige Adresse richtet, ist auf gutem Wege.

Die «Mission impossible» meistern

Leider scheitern viele Schachvereine an einer Modernisierung. Anders lässt sich nicht erklären, dass Schachschulen jährlich hunderten von Kindern die Schachregeln beibringen und in den Vereinen die Mitgliederzahlen trotzdem sinken. Wenn nicht einmal Neumitglieder akquiriert werden können, ist die Suche nach Sponsoren beinahe eine «Mission impossible».

Entweder engagieren Sie Tom Cruise oder Sie verbessern das Vereinsimage. Dunkle muffige Spiellokale, ungleich grosse Springer, zerkratzte Spielbretter oder vergilbte Formulare schrecken potenzielle Neumitglieder bzw. Sponsoren ab. Eine veraltete Homepage ist ebenfalls eine schlechte Visitenkarte.

Ein kameradschaftliches Image ist der Schlüssel neue Mitglieder zu gewinnen und sportlich erfolgreich zu sein.

Wie bringe ich meinen Vereinen auf die richtige Spur? Schmökern Sie bei Schachshops, erkennen Sie Trends in den News des Schachbundes oder erkundigen Sie sich bei Auswärtsspielen, woher die eleganten Spielfiguren stammen.

Warum können Turnierveranstalter trotz moderaten Einsätzen tolle Preise bieten? Von wem wurde die neue Homepage gestaltet? Warum hat ein Verein so viele und erfolgreiche Junioren und wie ist es möglich, dass sein Jahresbeitrag 50 Franken tiefer ist als der eigene?

Ohne Engagement geht nichts. Die Lösung für finanzielle Aspekte heisst oft Swisslos, Stiftung oder Sponsoring. Die Reihenfolge dieser drei Bereiche ist ein Hinweis, wo die Erfolgschancen höher sind und wo mehr Geduld gefragt ist.

Swisslos

Über 100 Millionen Franken werden jährlich von den kantonalen Lotterie Institutionen zur Verfügung gestellt. Kantone leisten aus diesem Topf bis zu 40% an Ihre Materialkosten. Andere unterstützen Turniere, Trainingslager, den Nachwuchs oder sonstige Projekte.

Erkundigen Sie sich bei Swisslos. Dort finden Sie Grundlagen, Vorgehen oder Formulare und sehen, welche Vereine bereits profitieren. Ein kurzer Blick verrät zum Beispiel, dass im Kanton Luzern der Schachklub Luzern, Tribschen, Entlebuch, Sursee, Rontal und der Innerschweizer Schachverband unterstützt wurden.

Formulieren Sie für den Laien verständlich und begründen Sie Ihre Eingabe, damit der Leser seine Schlüsselwörter wie «Nachwuchs» oder «Sport» nicht überlesen kann.

Bei Warenkäufen wird ein professioneller Shop die Rechnung auf Wunsch mit Informationen ergänzen. Wir von chesspoint.ch schreiben regelmässig am Ende der Rechnung: «Webpoint Schiendorfer bestätigt, dass es sich bei allen aufgeführten Produkten um Vereinsmaterial handelt, welches die offiziellen Turnieranforderungen des Weltschachbundes FIDE und des Schweizerischen Schachbundes SSB erfüllen, bzw. dass es sich um Vereinstrainingsmaterial gemäss dem allgemeinen Stand der Entwicklung handelt.»

Ämter werfen nicht mit Geld um sich und prüfen die Originalrechnungen. Ausgaben bei Schweizer Händlern mit Handelsregistereintrag geniessen gegenüber ausländischen Anbietern mit Fremdwährungen bessere Bewilligungschancen.

Stiftungen

13 000 Schweizer Stiftungen verwalten ein Vermögen von rund 70 Milliarden Franken. Eine Menge Geld, von dem jeder am Liebsten etwas abzwacken würde. Die Stiftungszwecke könnten jedoch kaum unterschiedlicher sein. Ob Schach- oder Jugendbeiträge ausgerichtet werden, ist genau zu recherchieren.

Starten Sie keine Streuaktionen. Suchen Sie gezielt und nehmen Sie sich Zeit für individuelle Gesuche.

Viele Stiftungen leisten Starthilfe. Sei es an Tische und Stühle fürs Klublokal oder an die Etablierung eines professionellen Jugendtrainings. Zeigen Sie, wie Ihr Verein weitere Einnahmen generiert und das Projekt «Klubhaus» langfristig in eine gesicherte Betriebsphase leitet. Erwähnen Sie, falls Sie bereits einen Teil der Finanzierung sichergestellt haben.

Formulieren Sie Ihr Stiftungsgesuch kurz, logisch und für Laien verständlich. Vermeiden Sie Sätze wie «Kauf des international beliebten und günstigen Paarungsprogrammes-Vollversion SwissManager von der FIDE anerkannt». Besser ist: «Kauf eines EDV-Programmes um Turniere zu organisieren (vom Schweizer Schachbund anerkannt)».

Kreativität ist gefragt, kopieren kann jeder. Entwickeln Sie Visionen zu konkreten Projekten und streuen Sie im Antrag je nach Stiftung unterschiedliche Schlüsselwörter wie «sozial» oder «Jugend» ein. Die Stiftungen AccentusNEVA Fondation und Jugendschachstiftung sind dem Schach wohl gesonnen. Es gibt aber unzählige weitere tolle Stiftungen, die Sie angehen können.

Sponsoren

Unternehmen leisten Milliardenbeträge in Form von Sponsoring. Aber aufgepasst: Sponsoring ist keine Spende und ist immer mit einer Gegenleistung verbunden. Chancenträchtig sind Anfragen, wo Firma und Verein einen gemeinsamen Nenner haben. Gerade das Schachspiel bietet viel Spielraum. Einige Ideen: frei von Doping, Seriosität, Tradition, Kraft des Denkens, Strategie usw.   

Auch Alter, berufliche Ausrichtung, Bildung, Familie, Region usw. können Gemeinsamkeiten sein. Schlüsselworte, die für Ihren Verein zutreffen, sollten sich auf der Firmenhomepage prominent und mehrfach wiederfinden. Ein Gentlemen Agreement ist es, Anfragen bei Firmen zu unterlassen, die sich bereits für einen Schachverein engagieren.

Haben Sie ein Mitglied als «Türöffner» in der Firma? Genial! Falls nicht, finden Sie heraus, wer zuständig ist. Ein persönlich adressiertes Dossier hat grössere Chancen als eine E-Mail via Kontaktformular. Ein No-Go sind unpersönliche Anschriften wie «sehr geehrter Firmeninhaber». Die landen ungelesen im Papierkorb.

Es gilt ein Sponsorkonzept zu erarbeiten und für die Firma nützliche Gegenleistungen anzubieten.

Erwähnungen in Berichten, Interviews auf der Homepage, Logo auf Turnierausschreibungen oder T-Shirts für den Nachwuchs überzeugen. Es geht aber noch kreativer: Spitzenspieler tritt im Simultan gegen die Geschäftsleitung an oder der Verein trägt eine SMM-Runde in den Firmenlokalitäten aus. Streuen Sie auch ausgefallene Ideen ein, aber bedenken Sie, dass Ihre Mitglieder immer hinter den Gegenleistungen stehen sollten.

Ein Sponsorenkonzept mit Vereinsvorstellung, Angeboten mit Preisen bis zum Vertrag hilft Ihnen, sich auf das Ziel zu fokussieren. Suchen Sie pro Branche (z.B. Geldinstitute) nur einen Sponsor. Das bedeutet, dass Sie Anfragen gestaffelt versenden und erst bei einer Absage die nächste Firma anschreiben.

Die Infobox erklärt, weshalb spielezar.ch nicht als Sponsor auftreten kann. Weitere Tipps zum Thema Sponsoring erhalten Sie bei sportmarketing-sponsoring.biz.

Chesspoint.ch ist 2007 als Hobby gegründet worden und hat sich inzwischen zum kleinen Familienbetrieb gemausert. Wir sind allen Kunden sehr dankbar, dass wir unser Geschäft in den letzten Jahren laufend vergrössern konnten. Dennoch müssen wir den Schachmarkt in der Schweiz realistisch betrachten. Er ist klein und reicht nicht aus, um alleine davon Leben zu können. Unsere Möglichkeiten bezüglich Sponsoring oder gar Spenden tendieren daher gegen null.

Dennoch unterstützen wir den Schachsport in vielseitiger Hinsicht. Vereine und Schulen profitieren von Mengenrabatten. In unserem Schachblog können kostenlos Gastbeiträge veröffentlicht werden und unser Partnerprogramm, eröffnet Vereinen eine zusätzliche Einnahmequelle.

Ist Ihre Sponsoringanfrage eventbezogen wie zum Beispiel bei einem Jubiläum, sollten Sie Ihr Gesuch zwei bis drei Jahre vor der Austragung einreichen. Grosse Unternehmen benötigen heutzutage einiges an Vorlaufzeit, um als Exklusivsponsor zusagen zu können. Schade, wenn Ihre Idee gut ankommt, der Topf aber schon leer ist.

Suchen Sie im Verein eine Persönlichkeit für diese anspruchsvolle Aufgabe. Statten Sie diese mit den nötigen Kompetenzen und Budget aus. Es gilt beide Augen offen zu halten und alle möglichen Kanäle zu nutzen, um Beurteilungsstellen kennenzulernen.

Wenn Sie Geld von Sponsoren auftreiben wollen, dürfen Sie an keine «one man show» glauben. Schliesslich müssen die Gegenleistungen vom ganzen Verein getragen werden, obwohl der Kommunikationsverantwortliche den Fisch fängt. Regelmässige Berichte in Medien und eine lesenswerte Homepage sind goldwert.

Spielen Sie Ihre Erfolge aus. Wenn Sie bereits von einer Stelle Beiträge erhalten, steigert das Ihre Chancen, weitere Geldquellen zu erschliessen. Erwähnen Sie zum Beispiel, dass Swisslos an Board ist, die Müller GmbH ein mehrjähriges Sponsoring zusagt oder drei Ehrenmitglieder eine Risikogarantie leisten. Diese Eisbrecher schaffen Vertrauen und helfen, dass weitere Geldgeber auf den Zug aufspringen.

Denken Sie nicht rein monetär. Auch wenn Gesuche abgelehnt werden, haben Sie immerhin auf Ihren Verein aufmerksam gemacht. Der Verein haftet im Gedächtnis einer Schlüsselfigur. Damit haben Sie zumindest Ihr Klubimage aufpoliert und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt.

Fazit

Geld beschaffen ist anspruchsvoll, befriedigt aber, weil man Menschen von seinen Ideen überzeugen kann. Erfolg zeigt sich nicht nur als finanzielle Entlastung, sondern motiviert, seinen Verein voranzutreiben.

Geben Sie Ihre Erfahrungen weiter und helfen Sie anderen Schachvereinen. Schlussendlich dient dies dem Schach und kleine Gefälligkeiten kommen oft mehrfach zurück. Ich wünsche Ihnen alles Gute bei der Jagd auf den Pot!

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